%%[ ProductName: AFPL Ghostscript ]%% 1 Skriptenbo"rse des Die Liberalen an der WU-Wien Verfasser: Klaus P. Postmann Zusammenfassung aus Bachinger/Hemetsberger-Koller/Matis Grundriss dero"sterreichischen Sozial- und Wirtschaftsgeschichte von1848 bis zur Gegenwart 5. Auflage, Wien 1994%%[ Page: 1 ]%% 2 Bachinger/Hemetsberger-Koller/Matis Grundriss der o"sterreichischen Sozial- undWirtschaftsgeschichte von 1848 bis zur Gegenwart Zusammenfassung der 5. Auflage, Wien 1994 1. Soziale Schichtung in der Monarchie (Agrarier, Bu"rgertum, Arbeiterschaft) Den sozialen Unterbau der Habsburgermonarchie bildete ohne Zweifel die Agrar-bevo"lkerung. Noch 1850wiesen grosse Teile der industriell fortschrittlichsten La"nder einen Anteil von 50 - 80% auf. In Anbetracht der Gro"sse der davon betroffenen Bevo"lkerung bedeutete die Auflo"sung des feudalen Patrimonialwesens unddie Beseitigung der alten Untertanenverha"ltnisse eine tiefgreifende Umwa"lzung der Lebensverha"ltnisse. Der Bauernstand wurde o"konomisch und sozial in das freie Spiel der Kra"fte einbezogen. Bedingt durch eineliberale Politik auch im Bauerntum kam es zu einer starken Gu"terzerstu"ckelung, es entstand aus den zahlreichen abgewirtschafteten Kleinha"uslern und Nebenerwerbsbauern ein la"ndliches Proletariat. Nur inder Umgebung von Sta"dten oder Fremdenverkehrsbereichen konnte sich der Kleinbauer durch Spezialisierung angemessene Preise sichern. Abhilfe sicherte erst die Gru"ndung der genossenschaftlichenLagerha"user und Raiffeisenkassen. Die sta"dtische Gesellschaft teilte sich in eine soziale Oberschicht, di e im Laufe der Zeit einen gemeinsamenLebensstil entwickelten. Das Grossbu"rgertum identifizierte sich urspru"nglich stark mit dem Liberalismus, neigte spa"ter aber eher zum Konservativismus und schloss sich mit dem Adel zu einer gemeinsamenAbwehrfront zusammen. Die breite Schicht des Mittelstandes setzte sich hingegen zusammen aus den freien Berufen, dem mittleren Beamtentum und den Selbsta"ndigen, die durch die Mittelstandspolitik derChristlich-sozialen Partei unter Karl Lueger eine deutliche Aufwertung erfuhr. Die Arbeiterschaft, die sich zunehmend als Massenbewegung politisch organisierte und in Gewerkschaftenund Konsumvereinen neue Einflussbereiche erschloss, trat seit der Einigung der Sozialdemokratischen Partei wesentlich selbstbewusster auf. Deren geistige Fu"hrer waren Adler oder Renner. Es gelang, die Arbeitszeitauf 11 Stunden zu begrenzen, die Kinderarbeit zu verbieten und die Nachtarbeit von Frauen zu untersagen. 2. Entwicklung der Landwirtschaft bis zum 1. Weltkrieg Mit der Grundentlastung von 1848 waren die alten Untertanenverha"ltnisse, das feudale Abgabenwesen unddie Unterteilung in Dominikalland und Rustikalland beseitigt worden. Die Bauernschaft wurde in die marktwirtschaftlichen Verha"ltnisse einbezogen. Die fu"hrte zu einer intensiven Bewirtschaftung und zueiner Expansion der Agrikultur. Der Ausbau des Verkehrswesens begu"nstigte die ungarische Konkurrenz, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts bereits Hauptlieferant fu"r den Wiener Markt war. Noch am Vorabenddes 1. Weltkrieges pra"gten Land- und Forstwirtschaft weitgehend den Charakter der Wirtschaft und Gesellschaft. U"ber die Ha"lfte der Erwerbsta"tigen entfielen auf diesen Sektor. 3. Liberale Reformen des Neoabsolutismus Bestimmte infrastrukturelle Aufwendungen auf dem Verkehrssektor und im Schu lwesen waren noch wenigeffizient, bedeuteten aber fu"r die Zukunft eine wertvolle Investition. Der Ausbau der ersten Eisenbahn war wegen der regionalen Niveauunterschiede und der ungu"nstigen Kombination der Bodenscha"tze von grosserBedeutung. Neben administrativen und Gesetzesreformen, dem Aufbau eines zeitgema"ssen Kreditapparates und Verkehrsnetzes, der Liberalisierung des Aussenhandels bei gleichzeitigem Abbau derBinnenzollschranken erfolgte mit der Grundentlastung und der Gewerbefreiheit die entscheidende Absage an die tausendja"hrige feudale, sta"ndische und zu"nftische Vergangenheit. In den 50iger und 60iger Jahrenfand daher eine betra"chtliche Ausdehnung der Investitionen im Eisenbahnwesen und in der Industrie statt. Diese Phase bis 1873 bildete die "Gru"nderzeit".%%[ Page: 2 ]%% 3